Der Rithmatist by Sanderson Brandon

Autor:Sanderson, Brandon [Sanderson, Brandon]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne, 2015
veröffentlicht: 2015-07-14T16:00:00+00:00

KAPITEL 14

Professor Fitch«, las Melody aus der Zeitung vor, »ist ein kleiner Mann, der etwas von einem Eichhörnchen hat. Er kauert vor den achtlos in seiner Behausung aufgestapelten Büchern, als wären sie sein Nussvorrat für den Winter. Dennoch ist er ein sehr wichtiger Mann, denn er steht im Zentrum der Suche nach dem Armedius-Killer.«

»Killer?«, fragte Joel.

Melody hob einen Finger und las weiter.

Dies entspricht jedenfalls den Spekulationen einer unserer Quellen. »Ja, wir fürchten um das Leben der entführten Schüler«, erklärte die ungenannte Quelle. »Jeder Polizeibeamte weiß, dass die Opfer mit hoher Wahrscheinlichkeit nie mehr oder jedenfalls nicht lebend aufgefunden werden, wenn jemand auf so spektakuläre Weise verschwindet.«

Professor Fitch zeigt sich optimistischer. Er glaubt, die Kinder seien noch am Leben und könnten sogar gerettet werden. Das Geheimnis ihres Aufenthaltsorts könnte mit der Entdeckung einiger seltsamer rithmatischer Linien an den Tatorten zu tun haben.

»Wir wissen nicht, welchem Zweck die Linien dienen«, erklärte Professor Fitch. »Aber hier besteht eindeutig ein Zusammenhang.« Er weigerte sich, mir die Linien zu zeigen, ließ aber durchblicken, dass es sich nicht um die vier bislang bekannten Grundlinien handelt.

Fitch ist ein bescheidener Mann. Er spricht mit leiser, unaufdringlicher Stimme. Kaum jemand würde vermuten, dass all unsere Hoffnungen auf ihm ruhen. Wenn sich in Neubritannien wirklich ein rithmatischer Irrer herumtreibt, dann wird zweifellos ein Rithmatist benötigt, um ihm das Handwerk zu legen.

Melody hob den Kopf. Vor ihr auf dem Tisch standen die leeren Eisbecher und Limonadengläser. Der Andrang in der Eisdiele hatte nachgelassen, weil viele Schüler beizeiten vor Beginn der Sperrstunde nach Armedius zurückkehrten.

»Dann weißt du ja jetzt Bescheid«, sagte Joel.

»Darum ging es also?«, erwiderte sie. »Darüber hast du mit dem Inspektor gesprochen?«

»Das trifft es so ziemlich.« Der Artikel enthielt einige erschreckende Einzelheiten, wie etwa die genauen Begleitumstände, unter denen Lilly und Herman verschwunden waren, sowie die Tatsache, dass man an beiden Tatorten Blut gefunden hatte. »Das ist übel, Melody. Ich verstehe nicht, wie man so etwas drucken kann.«

»Warum?«

»Bis jetzt haben die Polizei und Rektor York angedeutet, Herman und Lilly könnten einfach weggelaufen sein. Die Eltern der Rithmatisten haben andere Vermutungen angestellt, aber die Leute in der Stadt wussten es noch nicht.«

»Es ist doch sicher besser, wenn sie die Wahrheit kennen«, behauptete Melody.

»Und wenn dadurch eine Panik ausbricht? Sogar die gewöhnlichen Bürger verschanzen sich in den Häusern, weil sie Angst vor einem Mörder haben, der vielleicht gar nicht existiert und der ihnen so oder so nichts tun wird.«

Melody nagte an der Unterlippe.

Seufzend stand Joel auf. »Lass uns zurückgehen.« Er faltete die Zeitung zusammen. »Wir müssen die Sperrstunde einhalten, und ich will das hier Inspektor Harding zeigen, falls er es noch nicht gesehen hat.«

Sie nickte und begleitete Joel, als dieser auf die Straße trat. Allmählich dunkelte es. Wieder einmal fragte Joel sich, ob es klug war auszugehen, während sich in der Stadt ein Mörder herumtrieb. Melodys Gedanken bewegten sich anscheinend in eine ähnliche Richtung. Sie ging jetzt dichter neben ihm als auf dem Hinweg. Beide machten rasche Schritte und schwiegen, bis sie endlich das Tor von Armedius erreichten.

Am Eingang standen noch dieselben Polizisten.

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